Kiefer selbstbewusst: " Ich kann Federer schlagen!"

Veröffentlicht auf von Sportfan

Im Interview mit Nicolas Kiefer spricht er über die kleinen Bürden des Älterwerdens und überraschenderweise auch über seine Zukunft als Fußball-Trainer.

Kiefer:
Ich bin sicher etwas ruhiger und entspannter geworden. Aber eigentlich hat sich nur eines verändert: Ich muss keinem mehr etwas beweisen. Nur ich mir selber. Mein Ziel ist, konstant zu spielen, und ich will herauszufinden, ob ich aus meinem Körper noch so viel rausholen kann, dass ich bei einem großen Turnier richtig mitmischen kann. Ich traue mir das auf jeden Fall zu und ich glaube noch immer daran. Dafür trainiere ich so hart.

Haben Sie heute mehr Angst vor Verletzungen?

Kiefer:
Ich habe gelernt, dass ich mir keine größere Verletzung mehr leisten darf. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und der Heilungsprozess geht langsamer, irgendwann ist dann Schluss. Da muss ich einfach noch mehr auf meinen Körper achten.

Dauert es jetzt länger, bis Sie sich von Verletzungen ganz erholen?

Kiefer:
Ja, ich habe das immer unterschätzt. Und allein schon, dass einem morgens kurz nach dem Aufstehen ganz schön die Knochen weh tun, bis man so richtig in Gang kommt. Früher, als ich noch beim Davis Cup mit Becker und Stich gespielt habe, da waren die auch gerade so um die 30. Wenn wir trainiert haben, sagten die am nächsten Tag: "Wir müssen jetzt mal ruhiger machen, heute geht gar nichts mehr." Da habe ich natürlich mit meinen 20 Jahren gelacht und gedacht: "Das kann doch nicht sein". Jetzt kann man wohl über mich lachen, aber so ist das eben.

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Kiefer:
Ich werde 2008 Prioritäten setzen und nur noch die wichtigen Turniere spielen. In den Pausen will ich mich dann körperlich und spielerisch weiterentwickeln. Denn wenn ich mal nicht mehr so heiß bin, dann bin ich nicht mehr hundertprozentig dabei und kann dann mit den Topspielern nicht mehr mithalten. Stillstand ist Gift. Auch hier in Melbourne. Ich muss mein Spiel machen, aggressiv spielen, Fehler in Kauf nehmen. Die Beine müssen brennen, die müssen glühen. Dann geht noch was.

Auch im möglichen Viertelfinalduell mit Federer?

Kiefer:
Soweit denke ich nicht, obwohl ich mit ihm natürlich noch eine Rechnung offen habe. Roger legt immer noch einen drauf. Dafür steht er zu Recht oben. Die meisten haben vorher schon verloren, weil sie die Hosen voll haben. Wenn ich gegen ihn spiele, sage ich mir, dass ich ihn schlagen kann. Sonst müsste ich gar nicht auf den Platz gehen. Sobald der Ball im Spiel ist, gibt es kaum einen Unterschied. Für beide sind die Chancen da. Aber bei den wichtigen Bällen spielt er halt unglaublich präzise. Das muss man akzeptieren. Nur fühlt es sich eben besonders gut an, gegen ihn zu gewinnen. Bei mir ist das Gefühl leider schon länger her.

Ein gutes Gefühl gäbe Ihnen sicher auch eine Goldmedaille in Peking, auf die sie so hoffen. Wäre die sogar besser als der Davis-Cup-Sieg?

Kiefer:
Am liebsten wäre mir natürlich beides. In Athen waren wir kurz davor, Silber habe ich jetzt schon. Eine andere Farbe wäre auch schön, aber Medaille ist Medaille. Das wird aber schwer und ich wäre froh, überhaupt in Peking dabei zu sein.

Und wollen Sie dann tatsächlich auch mit Tommy Haas Doppel spielen?

Kiefer:
Wir sind die beiden besten Spieler und würden mit Sicherheit auch im Doppel eine Waffe darstellen. Wir spielen beide gut von der Grundlinie und am Netz und wir haben früher oft zusammen gespielt, als wir angefangen haben. Danach haben wir uns mehr auf das Einzel konzentriert, weil beide Wettbewerbe doch Kraft kosten. Ich hatte mit Tommy in Paris-Bercy schon mal gesprochen Wenn es passt, werden wir im Sommer hoffentlich das ein oder andere Mal noch zusammen bei einem Turnier spielen.

Warum bedeutet Ihnen die Teilnahme so viel?


Kiefer:
Die Olympischen Spiele sind nur alle vier Jahre und irgendwann läuft einem die Zeit davon. Und wer weiß, ob ich nicht 2012 schon bei Hannover 96 auf der Bank sitze und die Spieler irgendwo hin dirigiere. Nein, das war nur Spaß...

Okay, was ist denn wahrscheinlicher - Hannover 96 erreicht in dieser Saison die UEFA-Cup-Ränge oder Sie holen eine Medaille in Peking?

Kiefer:
Das ist eine sehr schwere Frage. Eigentlich nicht zu beantworten. 96 hat eine gute Ausgangsposition. Und ich traue mir eine Medaille zu. Sagen wir einfach, es wird ein sehr aufregendes Jahr - mit vielen Highlights.

Veröffentlicht in Tennis

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post